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Ivan Turgenev "Otcy i deti". Bazarow als Hauptfigur des Romans (стр. 3 из 6)

Das Pronomen мы, das Bazarow in seinen Äußerungen verwendet, klingt etwas ungewohnt und einsam im Kreise der Familie Kirsanow. Auf solche Weise konnte mit seinem politischen Gegner wahrscheinlich kein provinzieller Arzt, sondern ein Ideologe oder ein großer Redner sprechen. Bazarows мы ist nicht nur auf seine Person bezogen, er sprach die Meinung seiner vielen Kollegen aus, deren Existenz den Brüdern Kirsanow, die Bazarow als ein seltsames aber mutiges Phänomen betrachteten, nicht bewusst war. Der Appel Bazarows war in erster Linie auf eine deutliche theoretische und praktische Abgrenzung mit den Liberalen gerichtet. Für dieses Ziel kämpfte er folgsam und unentwegt im Laufe des ganzen Romans, sogar in den Momenten, wo er sich psychologisch zerstört fühlte und einige seiner Behauptungen überdenken musste.

Die Quintessenz des Kampfes mit Liberalen für die politische Vermessung findet im 26. Kapitel statt. In einem Dialog mit Arkadi weist Bazarow auf einen deutlichen Unterschied zwischen revolutionär gerichteten Nichtadeligen (которые „драться хотят“ und zu denen er selbst gehörte) und „дряблыми и смиренными либералами“, die bestenfalls für “благородное кипение“ fähig sind (damit ist die Familie Kirsanow mitsamt Arkadi gemeint), hin. Bazarow äußert sich über die Meinungsunterschiede mit Arkadi auf die Weise, dass er keine Möglichkeit auf einen gemeinsamen Kompromiss zwischen ihnen sieht. Mit all seiner Skepsis und seinem Pessimismus, niedergeschlagen und betrübt von dem überlebten Liebesunglück, bleibt Bazarow seinen Ansichten treu bis zum Schluss. WievoneinemhohenPodestkommentierteerdasLeben: „Чем бы мы наш жизненный чемодан не набили – лишь бы пустоты не было.“; „A теперь повторяю тебе на прощание… потому что обманываться нечего: мы прощаемся навсегда (…). Tы для нашей горькой, терпкой, бобыльной жизни не создан. В тебе нет ни дерзости, ни злости, a есть молодая смелость, да молодой задор; для нашего дела это не годится. Ваш брат дворянин дальше благородного смирения или благородного кипения дойти не может, a это пустяки. Вы, например, не дерётесь – и уж воображаете себя молодцами,- aмы драться хотим. Да что! Наша пыль тебе глаза выест, наша грязь тебя замарает, да ты и не дорос до нас, ты невольно любуешься собою, тебе приятно самого себя бранить; a нам это скучно – нам других подавай! Нам других ломать надо! Tы славный малый, но ты всё-таки мякенький, либеральный барич – evolatu, как выражается мой родитель“.

In Bazarows Monolog ist eine deutliche Bitterkeit und auch eine tiefe Enttäuschung im Bezug auf Arkadi zu hören. Hinter aller Unabhängigkeit und Gleichgültigkeit, die er in seine Worte legen wollte, ist seine bittere Einsamkeit nicht zu übersehen. Diese Einsamkeit ist erzwungen und nicht durch seine eigenwillige Natur bedingt. Über die nichtgelungene Freundschaft mit Arkadi äußerte sich Bazarow: „мы приелись друг другу“, um seine zerbrochenen Hoffnungen in Bezug auf seinen Kollegen nicht zum Vorschein kommen zu lassen. Am Ende des Romans bezeichnete er Arkadi sogar mit dem Adjektiv „мягенький“ – derjenige, der zu keinen radikalen Handlungen fähig ist – im Gegenteil zu Bazarow selbst, wodurch seine Enttäuschung deutlich wird.

„Горькая, терпкая, бобыльная жизнь“, dass von Bazarow genannt wurde – ist das historisch beschriebene reale Leben von den russischen Progressiven, die „место расчистить“ für ein neues Leben strebten. Turgenevs Ansichten unterschieden sich von denen Bazarows. Der Autor stand mehr an der Seite eines reformatorischen Weges der Ordnungsänderung als auf der von revolutionären Maßnahmen. Wahrscheinlich deshalb äußerte sich Bazarow im 27. Kapitel: „я нужен России… Нет, видно не нужен. Да и кто нужен?“ An der Stelle schien Bazarows Pessimismus mit dem von Turgenev verbunden zu sein.

Trotz der unterschiedlichen Einstellung zwischen Turgenev und Bazarow befindet sich eine tiefe Sympathie des Autors zum Bazarows Charakter und seinen menschlichen Charakterzügen, was in seiner Darstellung deutlich zu sehen ist. Bazarow wirkte immer als ein ehrlicher, zielstrebender und völlig hingebungsvoller Verfechter seiner Idee „во имяобщественного блага“. Beim Lesen der Szene Bazarows mit Odincova empfindet man ein tiefes Mitleid zu seiner Persönlichkeit, die sogar beim Sterben ihrer Ansichten treu bleibt. (Bazarow übersichselbst): „(…) червяк полураздавленный, а ещё топорщится. И ведь тоже думал: обломаю дел много, не умру, куда! Задача есть, ведь я гигант! A теперь вся задача гиганта – как бы умереть прилично, хотя никому до этого дела нет… Всёравно: вилять хвостом не стану.

Damit meinte Bazarow, dass absolut Nichts - nicht einmal der Tod - seine Sicht auf das Leben ändern und ihn auf eine milde liberale Denkweise umorientieren kann. In seinen Worten hört man einen tiefen philosophischen Pessimismus, wahrscheinlich den Pessimismus von Turgenev selbst. Die stark ausgeprägtee maximalistische Sichtweise, die insgesamt von seinen hohen Ansprüchen zu sich selbst und zu den Anderen bedingt war, bleibt aber trotzdem erhalten.

Über Bazarows Materialismus

Die Tatsache, dass Turgenevs Charakter Bazarow eine ausgeprägte materialistische Weltanschauung besaß, wurde durch die Analysen von Turgenevs Werk festgestellt. Die Frage nach der Art von Bazarows Materialismus - einen konsequenten oder einen vulgären - lässt sich durch eine konkrete Analyse beantworten. Im Roman äußerte Bazarow einige Ideen, die sehr nah an der anthropologischen Philosophie von Černyševski als auch an der vulgären Philosophie von Büchner lag. Im laufe des Romans nähern sich die Ansichten von Bazarow eher an die vulgär-materialistischen Theorien an. Um die Natur von Bazarows Materialismus zu verstehen, muss man vor allem die Grundlagen dieser Theorie bestimmen, das heißt, in der ersten Linie den Unterschied zwischen den konsequenten und den vulgären Materialismus und auch den Idealismus zu benennen.

Die materialistischen Theorien sind eng mit dem Begriff Sensualismus verbunden. Unter diesem Begriff ist die Erkenntnistheorie zu verstehen, die als einzige Quelle der allgemeinen Erkenntnis die Natur der Wahrnehmung sieht. N. I. Černyševski in seinem Werk „Антропологический принцип в философии“[14] betrachtet die Wahrnehmung als eine Wiederspiegelung von der objektiven Realität. Diese Art von Sensualismus nennt man konsequent und bildet die Basis der materialistischen Erkenntnistheorie. In seinen Aussagen identifizierte Bazarow die Wahrnehmung mit dem Bewusstsein. ErhandelteimNamenderWahrnehmungen: „Я придерживаюсь отрицательного направления – в силу ощущения. Mне приятно отрицать, мой мозг так устроен – и баста!“; „Отчего мне нравится химия? Отчего ты любишь яблоки?- тоже в силу ощущения. Это всё едино. Глубже этого люди никогда не проникнут.“ (Kapitel 21) In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Theorie von Bazarow von der von Černyševski. Der Unterschied zwischen der Zuneigung beispielsweise zu Äpfeln und der zu Chemie liegt grundsätzlich darin, dass man Äpfel infolge der Wahrnehmung und des Geschmacks mag, aber sich mit Chemie infolge ihrer Nützlichkeit ihrer Notwendigkeit beschäftige. Das Gleiche kann man auch auf die Verneinung einer gesellschaftlichen Ordnung beziehen: man verneint die herrschenden Prinzipien aus Zweckmäßigkeit und nicht infolge eigener Empfindung. Bazarow überschätzte die Kraft der Wahrnehmung und unterschätzte die Spezifik von Bewusstsein an sich, indem er seine Neigung zum Nihilismus den "Äpfeln" gleichsetzte.[15]

Aus dialektischer Sicht auf alle Lebewesen scheint die Meinung Bazarows etwas engsichtig zu sein. Im 16. Kapitel äußerteersich, dass „изучать отдельные личности – не стоит труда“, weil „люди – что деревья в лесу“; „нравственные качества одни и теже у всех: небольшие видоизменения ничего не значат. Достаточно одного экземпляра, чтобы судить обо всех других“. InBazarows ÜberzeugungenfehltDialektik. Statt über die dialektische Einigkeit aller Lebewesen zu sprechen, redete Bazarow über ihre volle Identität und sah ihren qualitativen Unterschied nicht ein. „Mы с тобой те же лягушки.“ (5. Kapitel) Bazarows Meinung in Bezug auf die Struktur von Lebewesen ist metaphysisch und liegt dem vulgären Materialismus von Büchner nah.

Bazarow und Volk

Die Beziehung von Bazarow zum russischen Volk stellt ein kompliziertes Problem dieses Romans dar, was durch eine tiefe Widersprüchlichkeit und Entwicklung durch den Autor gekennzeichnet wird. Von einer Seite „владелБазаровособымумениемвозбуждатьксебедовериевлюдяхнизших“, schreibt der Autor über ihn. Er spürte in sich eine organische Verwandtschaft mit dem Volk. „Mой дед землю пахал – с надменной гордостью отвечал [Павлу Петровичу] Базаров.- Спросите любого из ваших же мужиков, в ком из нас – в вас или во мне – oн признает соотечественника. Выиговорить-тоснимнеумеете.“ (10. Kapitel) In dieser Hinsicht ist Bazarow von dem Autor sehr demokratisch dargestellt worden – er kann mit dem Volk reden. Turgenevunterstrich, dass „слуги также привязались к нему, хотя он подтрунивал над ними: они чувствовали, что он всё-таки свой брат, не барин.“ In den direkten Gesprächen mit einem der Diener ist Bazarow sehr familiär und freundlich dargestellt worden. („Ну, поворачивайся, толстобородый, - обратилсяБазаровкямщику.“ 2. Kapitel).

Auf der anderen Seite äußerte sich Bazarow über das Volk sehr scharf („Русскиймужикбогаслопает“), ironisierte über es und gab sich am Ende des Romans sogar geringschätzig (das Gespräch mit einem Bauer im 27. Kapitel). Die eintönige, alltägliche Wahrheit über das russische Volk wurde sehr grob, lapidar, mutig und völlig ungeschminkt von Bazarow ausgesprochen. Auf die Frage von Pavel Petrovič: „Стало быть, выидётепротивсвоегонарода?“ antwortete Bazarow: „A хотьбыитак? Народ полагает,что когда гром гремит, это Илья-пророк по небу разъезжает. Чтож? Mнесоглашатьсясним?” Damit äußerte Bazarow seine starke Unzufriedenheit mit dem ungebildeten und abergläubischen russischen Volk. Es ist zu erkennen, dass Bazarow das Volk mit all seinen Bedürfnissen und Anforderungen verstand und sehr rational alle seine Verirrungen einschätzen konnte. Deswegen erscheint Bazarows Kritik und Verspottung des fehlerhaften und konservativen Verhaltens des Volkes, was einen Fortschritt deutlich verhinderte, gerechtfertigt. Die scharfe und zerstörerische Kritik von Bazarows Seite war aber trotzdem auf die Verteidigung der Volksinteressen gerichtet, er strebte eine allgemeine Aufklärung und eine Befreiung des Volkes aus ihrem niedrigen und sklavischen Zustand an, in dem das Volk seit den Zeiten „дореформеннойРоссии“ steckte.

Mit einer nüchternen Kritik an Allem, was das Volk an einer progressiven Entwicklung hinderte, näherte sich Bazarow doch allgemeiner Skepsis und Enttäuschung sowie zu tiefem Pessimismus in Bezug auf die Zukunft des Volkes. Im 10. Kapitel machte der Autor einen Versuch, Bazarow dem Volk zu entfremden. Turgenev strich ein Ausschnitt aus dem Text weg, der eine sehr wichtige Phrase von Bazarow enthielt: „Mынеодниинароднепротивнас“. Ohne diese Aussage verlor Bazarow jede Ähnlichkeit mit den Demokraten wie Černyševski und Dobrolubov, für die die Zukunft des Volkes wichtiger als alles anderes war. In dieser Hinsicht veränderte sich der Charakter von Bazarow gleich wie im Fall mit Odincova: von Hoffnung und Glaube zum Skeptizismus und Pessimismus. Im 21. KapitelredetBazarow über „будущее мужика“: „A я возненавидел этого последнего мужика (…) для которого я должен из кожи вон лезть и который мне даже спасибо не скажет… да и на что мне его спасибо? Ну, будет он жить в белой избе, а из меня лопух расти будет, ну а дальше?” In diesem Monolog redete Bazarow wie eine höchst egozentrische Persönlichkeit, die sich für die Zukunft seines Volkes überhaupt nicht interessiert. Sein Kummer über die eigene Person und über sein biologisches „ich“ überwältigte in Bazarow die Großzügigkeit und Edelmut, die er am Anfang hegte. Das Verhalten von Bazarow lässt sich folgendermaßen erklären: wie ein ausgezeichneter Beobachter merkte Turgenev, dass weniger typische Vertreter der nichtadeligen Intelligenz die Tatsache, dass das Volk eine grundlegende und entscheidende Kraft der Geschichte war, stark bezweifelten. Daher kam auch ihr Skeptizismus in Bezug auf die Zukunft des Volkes, da sie an ihre eigene Kräfte nicht glaubten.