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Verhllung Des Reichstags Essay Research Paper CHRISTO (стр. 1 из 2)

Verh?llung Des Reichstags Essay, Research Paper

CHRISTO und die Verh?llung des Reichstages

Christo Javacheff wurde am 13. Juni 1935 in Bulgarien geboren. Nach dem Gymnasium, studierte er Malen, Skulptur und B?hnenbild an der Kunstakademie in Sofia. Danach ging er f?r eine kurze Zeit nach Prag um dort sein Studium weiterzuf?hren. 1957 machte ein Auslandssemester in Wien. Er begann schon als Siebenj?hriger zu malen. Seine Eltern f?rderten sein Talent und engagierten einen Privatlehrer, der ihm die verschiedensten Techniken des Zeichnens beibrachte. Christo war schon in seinen jungen Jahren klar, dass er einmal K?nstler werden wolle. Er besa? fr?h eine ungeheuere Kenntnis von Kunstgeschichte. Weiteres interessierte er sich f?r russische Literatur und Kunst und lernt bald ?ber seine Mutter Schriftsteller und K?nstler wie Majakowski, Meyerhold, Tatlin, Gontscharowa und El Lissitzky zu sch?tzen. Er besch?ftigte sich mit Monumentalarbeiten von den riesigen Festdekorationen, die der Sowjetunion zwischen 1918 und 1921 zum Jahrestag der Oktoberrevolution und zum 1. Mai erstellt wurden. Gro?en Eindruck habe der Regisseur Sergej Wassilijew gemacht, der nach dem zweiten Weltkrieg f?r einige Jahre als k?nstlerischer Leiter des staatlichen Filmstudios in Bulgarien verpflichtet worden war. Damals war es ?blich, dass K?nstler st?ndig mit Filmleuten zusammenarbeiteten. Sie wurden beauftragt den Dekor entweder in der Realit?t auszuw?hlen, oder nachzubauen. Propaganda Kunst hat Christo fr?h herausgefordert. Daher stammte auch sein Verlangen und Bereitschaft, mit den verschiedensten Leuten zu diskutieren und sich den widerspr?chlichsten Meinungen auseinander zusetzen. Deswegen ist es heute noch schwierig, sich in den westlichen Kunstbetrieb zu integrieren, der prim?r formalistisch urteile, w?hrend er doch selbst eine dialektische Verhaltensweise, eine st?ndige Auseinandersetzung mit kunstfremden oder kunstindifferenten Kr?ften suche.

Wenn man die Werke Christos genauer betrachtet, erkennt man, dass sie, wie Architekturzeichnungen oder Ingenieursskizzen, Informationen ?ber technische Details geben. Christo unterscheidet sich deutlich von vielen K?nstlern indem es klar ist, dass er jedes seiner Entw?rfe realisieren m?chte und nicht nur utopische Vorstellungen hat. Solange Christo ein Werk vorbereitet, zeichnet er, klebt er Materialien, die der sp?teren Verwirklichung dienen, ein. Immer wieder zieht er dazu topographische Fotos heran, in diese er Zeichnungen und Collagen unterbringt. Die Fotografie dient als Fond f?r sein eigenes Zeichnen- eine rasche zusammenfassende Strichf?hrung sorgt daf?r, dass das Projekt, das skizziert wird, stilistisch der Umgebung, in der es auftauchen soll, angeglichen wird. Man erkennt beim Betrachten der gezeichneten Entw?rfe, dass das Zeichnen selbst als Ausgangspunkt der sp?teren Verh?llung dient. Das grafische Element in den Zeichnungen- die Linien und Verschattungen- wird von den Seilen und Stoffen real ausgef?hrt. Sobald ein Projekt realisiert wurde, h?rt Christo auf zu zeichnen. Er skizziert nur im Vorgriff auf das, was noch nicht sichtbar ist. Da das Realisierte im Grunde die definitive Zeichnung ist, zeichnet Christo nie nach. Statt dessen befassen sich andere Medien wie die Fotografie, Film, Statistiken und Berichte mit dem Werk. Somit werden seine Projekte nie vergessen auch nachdem sie nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Christo sucht nach den zahlreichen Fotografien die Besten aus und nur jene d?rfen in Erinnerungsb?chern verwendet werden. Er entwickelte seine eigene Strategie. Jeder Entwurf soll verwirklicht werden. Zwar verschwindet jede Ausf?hrung nach kurzer Zeit wieder, jedoch h?lt dir Fotografie die Projekte fest und bleibt somit verewigt. Dieses Vorgehen hat auch R?ckwirkungen auf die kommerzielle Notwendigkeit der Graphiken. Wie die Collagen und Vorzeichnungen erbringen sie das Kapital, das Christo braucht, um die Gro?projekte ausf?hren zu k?nnen. Er hat zu all seinen Projekten nie ?ffentliche Gelder akzeptiert. Sponsoren weist er alle zur?ck. Damit beweist er, dass er frei bleiben m?chte. Diese Freiheit gestatten ihm die Collagen, Zeichnungen und Editionen. Christo wei? nie vorraus, ob seine Projekte tats?chlich realisiert werden. Jedoch schl?gt er nur Projekte vor, bei denen es wenigstens eine Chance gibt, dass sie verwirklicht werden. Er schl?gt keine utopischen Projekte vor, bei denen er sich sicher sein kann, dass er keine Bewilligung erhalten werde, oder die technisch nicht machbar sind. Deshalb m?gen seine Projekte vielleicht einen schwierigen, und manchmal sogar absurden Eindruck machen, sie sind es jedoch nicht wirklich. Sie sind realisierbar, stehen jedoch an der Grenze zwischen dem M?glichen und dem Unm?glichen. Er rechnet damit, dass furchtbare Probleme auf ihn zukommen und dass das Projekt eventuell scheitern kann. Gerade diese Zweifel verleihen ihm Energie und machen es aufregend. Es ist tats?chlich wie eine Expedition, bei der man eine Vielzahl von R?cksichten zu nehmen hat und sich durch immer neue Gegebenheiten hindurchfinden muss. Jedes Projekt hat f?r Christo seine eigene Geschichte, und es ist unm?glich f?r ihn, sie vorauszusehen. Deshalb kann Christo sich nicht auf nur eine bestimmte Interpretation festlegen. Wenn er mit einem Projekt beginnt, gibt es immer einige kluge Leute, die ihm ihre eigene Interpretation beibringen wollen. Aber diese verschiedenen Argumentationen sind f?r ihn nur kleine Facetten der immensen Bedeutungsvielfalt des Ortes, des Raums, der Stra?e, des Geb?udes. Wahrscheinlich am Wichtigsten, wenn Christo mit seinen Hilfen ein Projekt in Angriff nehmen, ist es, an dem naiven, beinahe kindlichen Wunsch festzuhalten, das Objekt zu realisieren und sich nicht immerzu in eine andere Richtung dr?ngen oder von reifen und ernsthaften Erw?gungen blockieren zu lassen, weil das den Enthusiasmus und die Vision nur beeintr?chtigen kann.

Die Verh?llung des Reichstages:

1971, als Christo mit den Vorbereitungen f?r das Projekt Verh?llter Reichstag begann, schien es v?llig unrealistisch, dass das 1894 eingeweihte ehemalige deutsche Parlamentsgeb?ude in absehbarer Zeit seine fr?here Funktion wieder aufnehmen k?nnte, sooft diese Hoffnung auch ge?u?ert wurde. Heute mehr denn je demonstriert der Reichstag die Begegnung von Ost und West, von Vergangenheit und Zukunft.

Der Reichstag steht auf einen weithin offenen Gel?nde, das merkw?rdige, ja gerade zu metaphysische Assoziationen hervorruft, die mit der wechselvollen Geschichte des Geb?udes seit dem 19. Jahrhundert in Verbindung stehen. 1933 wurde es in Brand gesteckt, 1045 fast v?llig zerst?rt und in den sechziger Jahren wieder aufgebaut- der Reichstag war einen st?ndigen Wandel und dauernden Ersch?tterungen unterworfen, doch immer blieb er Symbol f?r die Demokratie.

F?r einen Zeitraum von zwei Wochen soll die verschwenderische F?lle von Tausenden von Quadratmetern eines silbergl?nzenden, mit Seilen vert?uten Gewebes einen ?ppigen Fluss vertikaler Falten ergeben, die wesentlichen Merkmale der Architektur vor Augen f?hren werden.

Die ganze Kunstgeschichte hindurch haben Stoffe und Gewebe die K?nstler fasziniert, von den ?ltesten Zeugnissen der Bildenden Kunst bis hin zur Kunst der Gegenwart ist die Struktur von Stoffen- Faltenw?rfe, Plissees, Draperien ? ein bedeutender Bestandteil von Gem?lden, Fresken, Reliefs und Skulpturen aus Holz, Stein und Bronze. In der j?dischen- christlichen Tradition hat das Verh?llen ? zum Beispiel bei Hochzeiten und anderen rituellen Feierlichkeiten- eine wichtige sakrale, freudige Bedeutung. Die Verh?llung des Reichstags mit Stoffbahnen folgt dieser Tradition. F?r die Verh?llungen des Reichtags werden eine strapazierf?higes synthetisches Gewebe, das den g?ngigen Brandschutzvorschriften entspricht, und Dacron-Seile verwendet werden, wobei alle vier Fassaden mit jeweils f?nf speziell zugeschnittenen gro?en Stoffbahnen bedeckt werden. Die Stoffbahnen und die Seile werden an Teleskopst?ben befestigt; sie k?nnen also ohne technische Eingriffe am Geb?ude selbst angebracht und wieder entfernt werden. S?mtliche empfindlichen Statuen und Architekturornamente werden durch speziell angefertigte k?figartige Geh?use gesch?tzt.

Das Werk soll in drei Phasen vollendet werden. Die erste Phase umfasst alle Arbeiten, die nicht an Ort und Stelle vorgenommen werden m?ssen: das Zuschneiden der Stoffbahnen und die N?harbeiten, die Fertigungen und Schutzgeh?use installiert und die zusammengefalteten Stoffbahnen auf der Dachterrasse des Reichtags deponiert.

Nachdem diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, von denen die ?ffentlichkeit nur wenig bemerkt, werden dann in der letzten Phase die Stoffbahnen von oben entrollt und an den Teleskopst?ben befestigt. Dies wird drei bis vier Tage in Anspruch nehmen. Alle verwendeten Materialien k?nnen nach ihrer Entfernung f?r andere Zwecke wiederverwendet werden.

Der Verh?llte Reichstag wird als ein tempor?res Kunstwerk wie alle anderen Projekte des K?nstlers ausschlie?lich aus eigenen Mitteln finanziert, durch den Verkauf seiner Vorstudien-Zeichnungen, Collagen, ma?stabgerechte Modelle-, fr?her Arbeiten und Originallithografien. Christo akzeptiert keine F?rdermittel aus ?ffentlicher oder privater Hand.

Seit mehr als zwanzig Jahren hat Christo in Museen, Universit?ten und Galerien in aller Welt Vortr?ge ?ber die Reichtags Projekt gehalten und Ausstellungen dazu veranstaltet. Das Rechtagsprojekt steht nicht nur f?r langj?hrige Bem?hungen im Leben eines K?nstlers, sondern auch f?r das Engagement vieler anderer Menschen. Politiker und Gesch?ftsleute, K?nstler und aus allen gesellschaftlichen Schichten, aus Ost und West, haben sich unerm?dlich daf?r eingesetzt, und diese gemeinsame Kraftanstrengung ist ein wichtiger Bestandteil des Dialogs, der f?r das Reichtag-Projekt von so entscheidender Bedeutung ist.

Stoffbahnen, die ein Geb?ude umh?llen, sind- wie die Kleidung oder die Haut- etwas Zartes und Empfindliches. Christos Projekt zeichnet sich durch eine einzigartige Eigenschaft aus: die Verg?nglichkeit. Die materielle Realisierung des Verh?llten Reichtags wird sich als ein dramatisches Erlebnis von gro?er visueller Sch?nheit erweisen.

Die Stellungnahme zu Christos Projekt einer Verh?llung des Reichtagsgeb?udes in Berlin setzt die Kenntnis von Entwicklung und Pers?nlichkeit des K?nstlers sowie den Rang, Eigenart und Geltung seiner Kunst als gegeben voraus. Sie darf sich darum auf das Projekt selbst beschr?nken. Seine Ernsthaftigkeit und die objektive Chance seiner Realisierung stehen dabei au?er Frage. Zur Charakterisierung und zum Verst?ndnis des Werkes kann man acht Aspekte zusammenfassen.

Der philosophische Aspekt:

Die alten Griechen sagten, das Staunen w?re der Anfang aller Philosophie, und zwar als Staunen ?ber das Allt?gliche, Gewohnte, scheinbar selbstverst?ndlichem das dann eine l?ngeres Nachdenken ?ber das Vertraute, Gewohnte in Gang bringen, will uns Dinge, die uns nahe und allt?glich sind- und die wir dann leicht ?bersehen-, wieder ins Bewusstsein bringen, sie in neuem Sinne sichtbar, wahrnehmbar machen. Diesen Prozess bringt Christo durch ein Ver- und Enth?llung in Gang. Durch Verh?llen entzieht er uns vertraute, gewohnte Gegenst?nde, entfremdet sie uns, macht sie geheimnisvoll, macht uns wieder neugierig auf sie. Aus ihrer Verh?llung gel?st, sehen wir sie mit neuer Aufmerksamkeit, gleichsam mit anderen Augen

Der ?sthetische Aspekt:

Der Zustand der Verh?llung einer Sache hat aber nicht nur den *negativen* Aspekt, dass sie uns entzogen, entfremdet, verborgen ist, dieser Zustand besitzt auch eigene formale Qualit?ten. Der verh?llte Gegenstand- Baum, Haus, Turm, was immer- kann auch in seiner Verpackung und als Verpackung sch?n sein, ein ?sthetisches Gebilde. Wir entdecken seine besonderen Konturen, Formen und Volumina. Die Verpackungshaut reflektiert das Licht, die Sonne, Wolken, schimmert in vielen Farben, bedeutet ein ungewohntes, faszinierendes Schauspiel, weckt Erwartung auf das in ihr Verh?llte.

Der Technische Aspekt:

Christo hat gro?e Erfahrungen in der Realisierung *utopischer* Projekte. Ihn reizt die Gr??e einer Aufgabe. Sie mobilisiert seine Phantasie und spornt auch seine Helfer an. Christo zur Seite stehen- an den bisherigen Projekten geschulte- angesehen Ingenieure, Techniker, erfahrene Handwerker und Hilfskr?fte, die ?berwiegend schon mit den spezifischen Schwierigkeiten der Arbeit Christos vertraut sind, ihn in der Auswahl der zu verwendenden Materialien, ihrer Befestigung und Verankerung usw. beraten. Die Rolle des K?nstlers ist das Erdenken und Konzipieren eines *utopischen* Projektes, das zugleich zweckfrei und doch sinnvoll sein soll. Seine technische Ausf?hrung ist Fachleuten anvertraut- Christo ?berwacht nur die einzelnen Phasen der Realisierung.

Der soziale Aspekt:

Christos Kunst sucht ?ffentlichkeit. Sie ist ohne ?ffentlichkeit, und ohne Mitwirkung der ?ffentlichkeit, nicht denkbar. Sie will aktive Mitwirkung, nicht blo? die passive Teilnahme eines Publikums. Sie ist auf nachhaltige Reflexion hin angelegt. Der Prozess, der zur Realisierung eines Werkes von Christo f?hrt, ist Teil des Kunstwerkes selbst, ist sozusagen die soziale Dimension des Kunstwerks. Das Publikum, regelm??ig in vielen Hearings mit Christos Werk befasst und mit ihren Pl?nen und Gedanken des K?nstlers konfrontiert, erscheint mit allen einen Reaktionen in das Werk selbst einbezogen. Es ist Christo wichtig, dass die ?ffentlichkeit nicht nur durch die an den der Realisierung mitwirkenden Fachleute, Handwerker, Arbeiter, Studenten, Hilfskr?fte usw. pr?sent ist, sondern auch durch das Publikum sowie seine Repr?sentanten, und zwar die Abgeordneten, die Politiker, sowie die Presse, das Fernsehen. Die allgemeine ?ffentliche Willens- und Meinungsbildung ?ber jede seiner Arbeiten ist f?r Christo eine unverzichtbare Qualit?t seines Werkes. Auch und gerade im Falle des Projektes einer Verh?llung des Reichtags sollte die ?ffentlichkeit- m?glichst in allen Berliner Bezirken, aber auch in anderen deutschen St?dten- fr?hzeitig durch verschiedene Veranstaltungen, Diskussionen, Lichtbildreferate, Filmvorf?hrungen- mit allen Einzelheiten der Arbeit Christos bekannt gemacht werden. Der K?nstler selbst k?nnte sich dabei dem Publikum und seinen Fragen stellen.

Der finanzielle Aspekt:

Das Projekt kostet den deutschen Steuerzahler keinen Groschen. Christo ist nicht auf Subventionen aus. Er bezahlt seine Arbeit selbst- und zwar bezahlt er seine Arbeit nicht durch einein angeh?uftes Verm?gen ( das er nicht besitzt), sondern wiederum aus seiner Arbeit. Er verkauft im Hinblick auf ein Projekt die damit in Zusammenhang stehenden vorbereitenden, oft meisterhaften Zeichnungen, entw?rfe, Collagen an Sammler, Galerien Museen und verwendet die Einnahme dann f?r dessen Realisierung. So tr?gt seine Arbeit sich selbst.

Der urbane Aspekt:

Christos bisher gr??tes Projekt waren die Landschaft eingebunden, akzentuierten, verst?rkten oder ver?nderten den bestimmten Eindruck einer Landschaft ( einer felsigen K?stenzone, eines Talzuges in Colorado), wurden Teil dieser Landschaft. Nun kehrt Christo in den urbanen Umraum zur?ck, in dem er begonnen hat, wenn auch mit einem Projekt viel gr??eren Ausma?es als die vorangegangen *Verh?llungen* von H?usern oder Denkm?lern. Das *verh?llte* Reichtagsgeb?ude wird auf die isolierte urbane Situation dieses Bauwerkes, das (noch vor kurzem) am Rande des vitalen Lebenszusammenhanges von Westberlin (lag), aufmerksam zu machen und kann vielleicht sp?tere st?dtebauliche Impulse provozieren.

Der historische Aspekt:

Der Reichstag ist ein Teil deutscher Geschichte und in gewissem Sinne zugleich dessen Symbol. Besitzen die Deutschen den Reichstag ?berhaupt noch? Oder haben sie blo? die leere H?lle behalten, die nur noch mit Erinnerung an Glanz und Elend, an Auseinandersetzungen und Konflikt vergangener Tage besetzt ist?

Warum ist der Reichstag einerseits als nationales Monument so kostbar, andererseits so unl?sbar mit schmerzhaften Erfahrungen belastet? Ist es, weil die Deutschen nur dieses Geh?use ohne lebendige Funktion geblieben ist, wenige Meter von der Mauer entfernt, die eine Stadt, ein Land ein Volk unbarmherzig teilt? Oder ist es, weil dieser leere Reichstag selbst ein Symbol der Teilung, der tragischen Entwicklung deutscher Geschichte ? und Schuld- geworden ist? Wenn Christo den Reichstag verh?llt- f?r einen wie knappen Zeitraum immer- so legt er den Finger in eine Wunde. Eben das ist seine Absicht. Christo sucht nicht den gedankenlosen Beifall eines Vernissage-Publikums. Seine Kunst f?hrt in die Auseinandersetzung unserer Tage: in die Umweltdiskussion (so das Running Fence ?Projekt in Kalifornien), 1977verweist er auf die Deutsche Teilung. Die deutschen sollen es akzeptieren.

Der politische Aspekt:

Aus dem historischen folgt der aktuelle politische Aspekt. Wie wird das Volk- und hier wird das ganze Volk zugleich Publikum- reagieren? Wird ihm bewusst werden, dass in dem Beispiel der Verh?llung – und somit zugleich Hervorhebung eines historischen Bauwerkes- nicht nur ein Kapital unserer Geschichte ber?hrt, sondern die deutsche Gegenwart gemeint ist- der Alltag, indem sie sich nicht unbequem eingerichtet haben , den sie ohne allzu viel ?berlegungen leben? Wird es bemerken, dass von Christo nur etwas verh?llt wird, was ihnen seit langen fehlt das sie nur vermeintlich, als ?u?ere H?lle besitzen? Wird es mit Nachdenklichkeit, Humor, Mut, Einfallsfreudigkeit und Spontaneit?t reagieren, Eigenschaften, die gerade dem Berlin so gerne nachgesagt werden? Wird ein Denkprozess in Gang gesetzt oder nur eine Flut unkontrollierter Empfindungen hochgeschwemmt werden? Hier liegt das Risiko dieses k?nstlerischen Experiments, zugleich aber auch seine Bedeutung und seine Chance.

Daraus kann folgendes Res?mee abgeleitet werden: Das Projekt *Christo verh?llt den Reichstag* sollte gewagt werden. Es sollte aber nicht gewagt werden ohne gr?ndliche aufkl?rende Vorbereitung der Bev?lkerung. Diese scheint entscheidend zu sein. Vor dem Hintergrund des zu erwartenden intensiven Interesse der Massenmedien sollte die ganze mit dem Projekt verbundene Problematik in allen ihren Aspekten und Dimensionen diskutiert werden. Erst wenn sich breites Verst?ndnis f?r das Projekt abzeichnet- um nicht von einem allgemeinen und einhelligen Konsensus zu sprechen, der wohl f?r gar keine k?nstlerische Idee zu erreichen sein wird und vielleicht auch gar nicht anzustreben w?re, sollte die Realisierung in Angriff genommen werden. Beim Running Fence Projekt in Kalifornien ist Christo ebenso vorgegangen.